Meine Erfahrungen mit Rehabilitation in Deutschland am BFW Leipzig Teil 4

Zur Information:

Das BFW Leipzig gemeinnützige GmbH ist eine Einrichtung, die kurz nach der Wende errichtet wurde. Sie versteht sich selbst als Dienstleister mit „überdurchschnittlicher Qualität“. Die Berufsförderungswerke finden sich bundesweit mit einem fast unüberschaubaren Angebot an Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Sogar studieren kann man in einigen Städten über die Berufsförderungswerke.

Mich erinnert die Aufmachung und das kommerziell fast perfekt durchgeplante System der BFWs an eine Art Franchise um eine große Masse an Landsleuten, die beruflich wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen wollen, aufzufangen. Sogar interessante Statistiken werden dort präsentiert: Anfang der Neunziger zur Gründung waren über 90% der Teilnehmer körperlich erkrankt. Mittlerweile sind die meisten psychisch erkrankt. Es gibt sozusagen auch einen Schnittpunkt mit der sogenannten Sozialpsychiatrie, mit der ich auch interessante Erfahrungen gemacht habe. Das gesamte System aus Sozialstaat, Sozialarbeitern, Beratern, Auffangeinrichtungen, Psychiatrien, Psychologen und natürlich auch den Einrichtungen die noch Bildung, Entertainment und Medikamentenversorgung betreiben muss am Leben erhalten werden. (siehe auch Artikel zur Selbsthilfe bzw. der Sozialpsychiatrie). Schon alleine wegen den wichtigen Arbeitsplätzen und der nicht so einfach beendbaren Bürokratiemaschine die daran hängt. Wenn ich sehe, wie viel Papiermüll sich trauriger weise in kurzer Zeit durch meine Exkurs ins Bildungswerk gesammelt hat, wird mir auch etwas übel.

Zudem kenne ich bis jetzt leider keinen, der dadurch langfristig bereichert wurde. So wie ich, scheiterten viele nach einiger Zeit aus vielerlei Gründen. Auch mein Eindruck, dass sich dort drogensüchtige konzentrieren und einfach nur versucht wird, möglichst viele und unkomplizierte Maßnahmenaufträge zu akquirieren, wurde mehrfach bestätigt.

Alleine wie man im BFW Leipzig geschulte Wirtschafter über die Ausbildung stellt, die einen erst mit kaufmännischen Tricks bei der Bewerbung anlocken und dann eiskalt abservieren, wenn es zu zwischenmenschlichen Problemen kommt, hat mich schockiert. Heftig war auch, wie ein Bankkaufmann über meine gesundheitlichen Probleme schriftlich urteilte, mir eine Therapie anriet und damit die Maßnahme für beendet erklärte.

Wenn ich dann noch daran denke, dass ich jeden Tag Gefahr laufe, wegen zu viel Ehrlichkeit oder zu wenig Gutmenschentumgehabe, meine Qualifizierung oder die Beziehungen zum Arbeitsmarkt riskiere, bin ich froh, wieder ein „freierer Bürgergeldempfänger“ zu sein. Tut mir leid, um die Tausenden Euros, die man für mich zahlen musste – das Geld hätte man anders besser investieren können.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen