Meine Erfahrungen mit Rehabilitation in Deutschland am BFW Leipzig Teil 2

Mir fiel die Zeit dort nicht besonders schwer, für 6 Wochen hielt ich es auch mit allen gut aus, egal wie komisch die Drogengeschichten oder mitleidserregenden Probleme der Mitstreiter auch waren.

Ein halbes Jahr später schon, begann dann endlich ein Vorkurs, der dank Weihnachten weniger lang war als üblich: Einige Wochen hatten wir während der Coronahochzeit, als ganz Deutschland in den Panikmodus versetzt worden war, Fernunterricht: Mathe, Deutsch und Englisch mit eigener Klassenlehrerin und Klassenarbeiten. Es war sicherlich sinnvoll alte Schulgrundlagen aufzufrischen, denn diese brauchte man später in der eigentlichen Umschulung auch tatsächlich. Es bahnten sich auch schon erste Beratungen mit den Zuständigen der späteren Maßnahme an: Man lernte seine Klasse und das Lernumfeld zumindest schon mal über den Bildschirm kennen, samt den Behausungen, denn der Unterricht wurde per Videochat von zu Hause aus per Computer durchgeführt. Anfang Januar begannen wir dann, stets unter Einhaltung der völlig überflüssigen Drangsalen durch die Coronamaßnahmen, den Unterricht in den Ausbildungen bzw. Umschulungen über die Ferne und nach einigen Wochen vor Ort durchzuführen.

Es dauerte eine Zeit, bis sich herausstellte, wer schnell aufhört oder anderswie nicht unbedauernswerterweise flüchten beziehungsweise die Maßnahme vorzeitig beenden musste. An sich waren die Ausbildung und die Inhalte sehr spannend und praxisorientiert. Leider ist der menschenfreundliche Anstrich des ganzen Pakets eine reine Mogelpackung aus meiner Sicht: Man wird sehr schnell darauf getrimmt, dass Corona wichtig ist, Klassenkeile und Drohungen der Verantwortlichen inklusive. Als in dem Jahr der Ukrainekonflikt verstärkt aufbrodelte, zeigte sich mir ein völlig neuartig aggressives Bild der Cancelculture in deutschen, öffentlichen Bildungseinrichtungen: Mir war zwar bewusst, dass die meisten Männer in meiner Klasse (es gab nach einigen Wochen nur noch Männer, auch nur männliche Lehrkräfte – typisch für Informatikklassen) in der Lebensgestalltung etwas ungehemmter und hedonistischer gelagert waren als ich, aber dass man auf so niederträchtige und missgünstige Meinungsverstärker der antideutschen Spaßgesellschaft trifft, hätte ich nicht gedacht: Eines Tages auf dem Raucherhof sprachen wir mal wieder über den Ukrainekonflikt. Ich versuchte stets wahrhaftig und diplomatisch über schwierige Themen wie Corona oder den Krieg im ukrainischen Gebiet zu sprechen. Als ich aber anzweifelte, dass unsere Medien absolut neutral und unverzerrt das Kriegsgeschehen wiedergeben, wurde ich quasi von einer ganzen Gruppe sich aufbauender Tanzäffchen umzingelt, die wie wild auf mich einschrien. Den genauen Wortlaut erspare ich mir und den Lesern. Seit dem Tag ging es auch mit mir und dem Status eines halbwegs Geduldeten des sozialen Klassengefüges bergab. Ich hatte eigentlich mit die besten Noten in den Tests erlangt und auch meine Fehlquote war in Ordnung. Ein Klassenkamerad warf mir noch recht trocken gesprochen an den Kopf: „Du wirst jetzt gecancelt!“ Ich habe dies nicht besonders ernst genommen, hatte aber später das große Nachsehen: Immer wieder merkte ich, auch durch passives ab agieren, Kindereien oder weibische Manieren, dass man mit meiner politischen Anschauung nicht einverstanden war.. obwohl ich diese nicht mal geäußert habe. Ich hatte zwar Debatten über diese Methoden in Studentenkreisen beispielsweise gehört, aber dass dieses widerwärtige Gehabe auch an normalen Bildungseinrichtungen Fuß gefasst hat und auch die jüngeren Schulabgänger so massiv fehlgeleitet sind, war mir nicht aufgefallen. Letztlich ist ein Berufsförderungswerk eine Einrichtung für Kranke, in dem Fall größtenteils aus dem psychiatrischen Bereich. Dies sollte auch im Umgang miteinander berücksichtigt werden. Nicht jeder Mensch mit innerem Stress sieht verkrüppelt, fett oder gehbehindert aus. Es gibt auch Menschen mit weißer phänotypischer Erscheinung, die Probleme haben können. Vielleicht hätte man mir sagen sollen, dass die meisten dort irgendwie mehr auf Punk, Hundekot und Freibier in Connewitz stehen und schwerst drogenabhängig sind. Ich hätte es mir vielleicht anders überlegt. Mehr in Teil 3

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